zurück zu den themen zur menüansicht

     

tagebuch bangkok02

Ankunft
Karaoke Bar
Ayutthaya
Pat Pong
Tomatensaft im Oriental
Abreise


Fr. 26.4.

Ankunft

Bangkok International Airport. Die Brillengläser beschlagen beim Verlassen der klimatisierten Ankunftshalle.

Erste Taxifahrt über den Tollway in die Stadt. Links und rechts emporschiessende Hochhäuser, davor riesige Werbetafeln, die zeigen, welche Farbe die Zukunft hat. Ich hatte mir die Stadt nicht so amerikanisiert vorgestellt - auf den ersten Blick.
Stau nach der Abfahrt. Kinder verkaufen Blumenkränze auf Stangen. Leerstehende Häuser. Wellblechhütten neben der Straße. Verkehr. Gestank.

Ankunft in der Soi 31, eine ruhige Nebenstraße in Eastern Bangkok - eine junge Frau öffnet das Einfahrtstor. Ich möchte sie per Handschlag begrüßen - aber sie kennt die Geste nicht und zieht erschrocken ihre Hand zurück. Sie heißt Porn und ist die "Maid" des Hauses.



Sa 27.4.

Erste Erkundung endet beim Golden Mount Temple.

Skytrain Stop: Rhatchatewi und dann immer zu Fuß Richtung Westen durch die Nebenstrassen (ca. 2 Stunden).

Armut entlang der Schienen und unter den Highways

Der Weg führt durch verschiedene Gassen, in denen sich nur Schreiner oder nur Kfz-Betriebe befinden, zum Golden Mount.



So 28.4.

Eintritt in eine fremde Heimatkultur:
Gottesdienst der deutschen evangelischen Gemeinde Bangkok
oder: Händlerbetreuung BMW meets fellow from DaimlerChrysler zwecks Taufe

danach: Gemeindefest der katholischen Gemeinde mit Freibier und Tombola



Mo 29.4.

Zweite Erkundung führt zu einem Friedhof

Skytrain S3 - Chong Nonsi
gleich um die Ecke liegt der Friedhof mit "Xavier Church"

Werftbesichtigung bei Familie Wong Chong Si.

Es ist 19.00 Uhr im späten April - die Sonne ist vor einer halben Stunde untergegangen. Bunte Glühbirnchen flackern unter dem Dach neben dem Bild des Königs. Links der Fluss. Langsam kommen die Mücken aus ihren Löchern und attackieren meine Beine und meine Füsse im Birkenstock Imitat, das mich vor einer Stunde um den Eintritt ins Oriental gebracht hat.

Ich sitze auf der anderen Seite des Flusses, dessen Namen sich wenige Europäer merken können. Es ist noch früh: ich bin als einziger Gast in einer Karaoke Bar gelandet - ich will nur ausruhen und etwas trinken.

Um mich herum sitzen 5 Bedienstete. Ein Mädchen (ca. 17 Jahre) schenkt mir dauernd Bier aus einer Heineken Flasche nach. Zwei Mädchen haben den Karaoke Automaten angeworfen. Das ist eine Art Musikbox mit Bildschirm auf dem Instrumental-Musikvideos von Thailändischen Pop Songs laufen. Der Text in thailändischer Schrift färbt sich von blau nach rot und die Mädchen geben sich Mühe. Keine ist älter als 20. Über mir der Ventilator und rote Laternen.

Ein Mädchen setzt sich zu mir gegenüber an den Tisch. Süßes Lächeln. Sie schiebt die uns noch trennenden Zahnstocher beiseite und interessiert sich wahnsinnig für mich. - Ihr Lächeln unterbricht sie nur, wenn sie sich mit einem anderen Mädchen, das sich uns zugewandt an den Nebentisch gesetzt hat, auf Thai austauscht.

Sie spricht kein Englisch und ich spreche kein Thai - wir werden nicht viel weiter kommen als unsere Namen auszutauschen und eine erste Sprachstunde abzuhalten, die womöglich in irgendeinem schmutzigen Bett endet.
Ich trete den Rückzug an, vergesse den Namen des Mädchens, zahle und gehe über die Brücke. Eine dunkle Gestalt bittet mich um Feuer und wedelt auffällig mit einem kleinen Plastiktütchen mit weissen Pillen.

Ich gehe noch etwa 2 Stunden gerade aus und nehme mir schließlich ein Taxi. Leider versteht der Taxifahrer kein Englisch - aber er lächelt mich vielversprechend an und setzt mich in einem Rotlichtviertel ab. Von dort ist es nur noch 20 Minuten zu Fuss bei 34 Grad Celsius und 90 Prozent Luftfeuchtigkeit.




Di 30.4.

morgens : auf der Terrasse vier Reiseführer parallel lesen

nachmittags: Erawan Schrein - Grand Hyatt Hotel - World Trade Center - Ghetto neben Makasson Railway Station - Strassenmarkt - Aussichtsplatform auf dem Bayoke Sky Tower im 83. Stockwerk



Mi 1.5. Tag der Tempel

Express Boat zum Thewes Market, wo angeblich Blumen verkauft werden. - Besser ist das Wat Thewarat Kunchon - Essen in einer Seitengasse - es regnet - zurück zum Expressboat: Wat Rakhang - Wat Arun - wieder über den Fluss: Wat Pho



Do 2.5. Ayutthaya

Hua Lamphong Station

Die Zugfahrt aus Bangkok heraus führt an den City Slums vorbei zum Flughafen. Danach: Riesen Billboards - Panasonic etc - Beton - Shopping Malls - Leute im Müll - Vorstädte mit Mietskasernen. Mit zunehmendem Abstand vom Bahnhof verschwinden die Extreme - die Slums werden aufgeräumter. Dann kommt die große Leere - einige Leute bauen sich ihr Häuschen im Grünen. Etwas Reisanbau hier und dort - Strommasten - flaches langweiliges Land.

Ayutthaya - eine Stadt auf dem Trimm Dich Trip - überall joggen die Leute / machen Gymnastik.

Man kann den Glanz dieser alten Hauptstadt nur noch erahnen - zu seiner Blütezeit im 18. Jahrhundert - als es Bangkok noch nicht gab - wohnten hier mehr als eine Million Menschen.

Was stört ist der ewige Verkehr. Ist es denn nicht möglich, viele Menschen mit wenig Lärm zu transportieren? Die Straßen durchschneiden das Areal - überall Motorräder, Autos und bunte Busse, die die Touristen herbeikarren.

Je mehr Touristen einen Ort besuchen, desto mehr wird dieser Ort entweiht und mit Coka Cola vollgepisst. Das Eigentliche tritt in den Hintergrund. Das Bildersammeln wird zur neuen Religion.


Fr 3.5.

Ausflug in die unmittelbare Umgebung von Eastern Bangkok: Helikopter Landeplatz auf dem Amari Atrium Hotel, die Lobby mit Plastikblumen. Ein paar Häuser weiter ein unvollendetes Parkhaus, in dessen dritter Ebene sich Menschen in Wellblechhütten ansiedeln.

Cocktail im Dusi Thani mit Blick auf das verregnete Chaos und den Lumpini Park, der langsam im Nebel verschwindet.



Pat Pong

Was hatte ich eigentlich erwartet?
Es ist ein ausgedehntes Rotlichtviertel (Grünlichviertel).
Es gibt alles: für arme, für reiche, von hinten und von vorn, zu zweit, zu dritt, zu viert mit und ohne Massage - kurzum jede erdenkliche Kombination. Schlepper versuchen mich in ihre Bar zu lotsen, indem sie mir laminierte Karten hinhalten: auf der einen Seite haben in Schaum badende Thai-Mädchen wahnsinnig viel Spaß - auf der anderen Seite steht "Ping Pong Ball in Scheide", "Zigaretten in Scheide", "Banane in Scheide" auf Englisch, Deutsch und Thai. No cover charge - just come and look!

Viele deutsche Pärchen sind hier, die Hand ängstlich am Täschchen mit Fotoapparat und Kreditkarte.
Die Mädchen sind jung - hübsch und billig - und Deutschland ist weit weg. Die ganze Stadt ist voll von glücklichen Männern, die Ihre Thailändische Begleiterin zur Spritztour hier- und dorthin nehmen - spätere Heirat nicht ausgeschlossen. Für die Mädchen sind die "Farangs" (europäische Ausländer) eine gute Möglichkeit, ohne Ausbildung relativ viel Geld zu verdienen und sich allen möglichen Schnickschnack zu kaufen.

Pat Pong wird abgeschlossen durch einen Laden, der edle Brautkleider verkauft und mit großformatigem Fotoglück wirbt. Sollte am Ende doch vielleicht der Traum einer Partnerschaft stehen?

Die Westler verschanzen sich bei Starbucks oder Kentucky Fried Chicken, dessen ausrangierter Take-Away Pavillon mittlerweile als Polizeiposten umfunktioniert wurde.
In der Peripherie befinden sich Übersetzungsbüros, damit die Prostituierten ihren Freiern nach Urlaubsende in ihrer jeweiligen Landessprache Liebesbriefe schreiben können. Darin steht dann meist, daß ihnen oder einer ihnen nahestehenden Person gerade dieses oder jenes Unglück widerfahren ist - was eine dringende Überweisung von Betrag X als Liebesbeweis unumgänglich macht. I miss you.
Blumenläden, damit der Frau mit dem wunderbaren Lächeln ein Strauß zukommt, Schmuckläden für das obligatorische Goldkettchen und vorher noch kurz ein Sprung zur Western Union, damit das nötige Kleingeld herübergefunkt wird.
Ein Blick in die hinteren Gassen - dort wo die Ausgänge der Parkgaragen für die billigen und die teuren Autos - ohne oder mit Fahrer warten, zeigt abgenervte junge Frauen, die nicht sehr glücklich aussehen.


Sa 4.5.

Elends- und Luxustourismus

Der-fünfkommafünf-Tonnen-Gold-Buddha als Touri-Magnet: Wat Traimit
China Town (Claustrophobie) - Begegnung mit einem KFZ-Mechaniker, der einst in Hildesheim seine Ausbildung machte

Boot nach Thonbury Station - mit angrenzendem Ghetto vor Baustelle
Boot zurück
Tomatensaft im Oriental




Mo 6.5. bis Mi 8.5.

Ausflug nach Mae Sot an die thailändisch-burmesische Grenze.




Do 9.5.


National Arts Gallery - Ein Sammelsurium dillettantischer Imitationen Europäischer Kunst, die mit etwa 60 Jahren Verspätung von thailändischen Kunstwettbewerbsgewinnern produziert wurden. Thailändischer Futurismus. Ferner sind einige Zeichnungen aus königlicher Hand zu bewundern. Wasser tropft von der Decke.

Pflug-Zeremonie - nachdem die VIPs gegangen sind, bleibt ein großer Sandkasten, in dem zumeist arme Thais nach Reiskörnern suchen.


Fr 10.5.

Khao San Road - hier gibt es alles, was ein "Traveller" braucht: Musik CDs, Reiseagenturen, billige Klamotten, Internet Cafés und Raubkopien aller Art. Die Frauen laufen in Batik-Wickelröcken herum und die Herren sind gepierct - alles ist europäisch und leicht heruntergekommen. Nix wie weg.

Entlang des Khlongs - eine stinkende Brühe. Abfälle, Fäkalien. Ein Junge, ca. 12 Jahre alt, steht im Kanal und taucht. Er kommt wieder nach oben, reibt sich die Augen und wirft einen Fisch ans Ufer. Ein Mädchen hebt den Fisch auf und wirft ihn in einen weissen Plastiksack. Ein paar Meter weiter steht noch ein Junge im Khlong. Und dann kommt auch schon der nächste Markt, wo die Fische verkauft werden.



Sa 11.5.

Fly Buy Dubai
oder Harry Potter auf Arabisch

Emirates - Rückflug Bangkok-Dubai. Die Crew ist international besetzt. der Captain spricht sauberes Englisch mit US Akzent. Der Airbus ist neu. Jeder Sitz ist ausgestattet mit Touchscreen und Telefon - das bedeutet, man kann für 5 US$/Minute telefonieren, indem man die Kreditkarte durch den seitlichen Schlitz am Hörer zieht. Oder man hat die Wahl zwischen unterschiedlichen Hollywoodfilmen - oder man spielt einfach 6 Stunden Tetris.

Neben mir sitzt ein Brite. Er hat eine üble Whiskey-Fahne und das einzige Wort, das ich verstehe heißt "cheers". Er steigt nach kurzer Zeit von Wein auf Heineken um. Die downward camera auf dem Touchscreen zeigt nur noch schwarz verrauschte Bilder - Irgendwann schlafe ich ein. Dann: Breakfast - leider ist in Reihe 47 Chicken schon alle, so daß ich mich mit einem Ommelette begnüge.

In der Gulf News stehen in gebrochenem Englisch Erfolgsmeldungen über die Region, die so boomt, weil genug "Kohle" reinkommt durch das Öl. Hochglanz Magazine preisen Dubai als das Manhattan of the Middle East. Ein PR Feature eines kanadischen Fernsehteams zeigt den Bau des Burj Al Arab Hotels in einer "Art Making of ..." mit Interviews mit dem Architekten und farbenprächtigen Aussenaufnahmen. Artificial Flavor.

Der Flughafen in Dubai: wie geleckt. Er hat die Form eines langen Flugzeugrumpfes, der vorne und hinten abgehackt wurde und bietet ausreichend Gelegenheit, den Durchreisenden in teuren Duty-Free-Shops das Geld in allen denkbaren Währungen - am liebsten aber in US Dollar - aus der Tasche zu ziehen.

Das ganze Spiel (Emirates und der Flughafen) wirkt wie eine gigantisch angelegte PR-Kampagne für Dubai. Retortenstadt in der Wüste. Hier wirft man mit Geld nur so um sich. Allein die Sicherheitsleute in Militäruniformen wirken wie Fremdkörper in dieser seichten Design-Landschaft, die versucht, sich einen westlichen Touch zu geben. Staffage.

Die anderen deutschen Touristen in der Bar, drücken schon wieder auf ihren Handies rum und sortieren ihre Reisedokumente "damit der Papierkram schon mal erledigt ist."

Ankunft FFM: Das Ende der unerträglichen Leichtigkeit des Seins

Frankfurt 18 Grad bedeckt und der Flughafen wird zu einem grossen Labyrinth mit Schildern, die den Ausweg zeigen sollen. Es gibt aber so viele Schilder, daß es schwer wird, die relevanten zu entdecken.
Mein Rucksack ist leider nicht dabei - er ist noch in Dubai.

Eine Frau von der Gepäckabfertigung nimmt meine Daten auf.